8. Rheintaler Alterstagung 2011

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Die ReferentInnen
Die ReferentInnen

Migration und Alter – Gemeinsam Zukunft gestalten

In Vorarlberg werden rund 2.100 Menschen in Alten- und Pflegeheimen betreut. Lediglich drei davon sind türkischstämmig, und dies obwohl der Anteil an Personen mit ausländischer Herkunft an der Gesamtbevölkerung Vorarlbergs bei 19,9% liegt. Im Rahmen der 8. Rheintaler Alterstagung setzten sich ExpertInnen aus Theorie und Praxis mit dem Themenbereich „Migration und Alter – Gemeinsam Zukunft gestalten“ auseinander. Der Grundtenor lautete, dass kultursensible Altenarbeit zukünftig immer mehr an Bedeutung gewinnen wird.

In den 1960er Jahren kamen zahlreiche GastarbeiterInnen aus Exjugoslawien und der Türkei nach Österreich, um hier für einige Jahre zu arbeiten und dann in ihre Heimat zurückzukehren. Doch mit den Jahren folgten die daheimgebliebenen Familien nach Österreich. Die Kinder wuchsen hier auf, besuchten österreichische Schulen und so nahmen die Lebensläufe der MigrantInnen eine andere Wende als erwartet. Zum Stichtag 1. Jänner 2011 lebten insgesamt 1.315.512 nicht in Österreich geborene Personen in unserem Land. Davon sind ca.13% über 60 Jahre alt. In Vorarlberg leben 73.560 Personen ausländischer Herkunft.

Kulturell und religiös geprägte Bilder vom Altwerden

Die Gründe, weshalb kaum MigrantInnen in Pflegeheimen wohnen, sind unterschiedlich: „Es fehlt an muttersprachlichem Personal, an räumlichen Gegebenheiten zur Religionsausübung“, berichtete Mag. Dr. Margit Schäfer, Projektkoordinatorin „Kultursensible Altenarbeit in Vorarlberg“. „Einer der Hauptgründe ist jener, dass MigrantInnen ein anderes Bild vom Altwerden haben.“ Dem schließt sich Mag. Zeynep Elibol, Direktorin der Berufsorientierten Islamischen Fachschule für Soziale Bildung Wien, an: „Hatte doch die erste Generation die Vorstellung auch im hohen Alter mit der Familie zu leben und von den Kindern betreut zu werden, schaut die Realität heute anders aus. Die älteren MigrantInnen möchten ihren Kindern nicht zur Last fallen. Die Kinder jedoch haben ein schlechtes Gewissen, ihre Eltern in Betreuungseinrichtungen zu schicken, da sie mit einem gewissen Ehrenkodex aufgewachsen sind, der von Religion und Kultur geprägt ist.“

Kultursensible Betreuung setzt Respekt, Verständnis und Vertrauen voraus

Doch auch für den Personenkreis der MigrantInnen wird eine professionelle Betreuung in Altenheimen zukünftig teils unausweichlich sein. Es stellt sich deshalb die Frage, welche Bedingungen stationäre und auch ambulante Pflegeeinrichtungen erfüllen müssten, damit MigrantInnen sich wohl fühlen und in Würde älter werden können. Eine große Rolle spielen Faktoren wie die Sprache, das Wissen über Speisen, religiöse oder traditionelle Praktiken. Viele MigrantInnen haben Angst, einsam zu altern und zu sterben, fern von ihrer Familie zu sein und keine Privatsphäre zu haben. „Eine gelungene kultursensible Betreuung setzt interkulturelle Kompetenzen und einen Dialog aller Beteiligten in gleicher Augenhöhe mit Respekt, Verständnis und Vertrauen voraus“, so Elibol abschließend.
Dokumentationen

Video-Bericht V-heute